Wilde Möhre …Booklove „Lob des Unkrauts“…
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Ich habe ja mal einen ganz bösen Brief von einer Frau Dr. der Botanik erhalten, als ich in einer Seminar-Ausschreibung das Wort „Unkraut“ verwendet habe. Zwei DIN A4 Seiten. Die Hauptvorwürfe langten von „ethnobotanischen Inkorrektheiten“ bis zu „fehlender Respekt für die Pflanzenwelt“ – sprachlich gesehen.
Tja, von Unkraut spricht man aber tatsächlich, wenn eine spontane Begleitvegetation (was für eine Wortwahl – hab ich aber von Wiki geklaut) von Kulturpflanzen, Gärten o. ä. Stattfindet, die nicht gezielt gewollt ist. Korrekt ist es allerdings, wenn man von Beikraut oder von Kulturpflanzenbegleiter (so sage ich ja immer, weil wenn schon, denn schon 😉 ) spricht. Btw bei Gräsern – die ja auch zu den Unkräutern gehören können – sagt man Ungras, wirklich war.
Sodala, jetzt habe ich aber ein Buch bekommen – von meinem lieben Haupt-Verlag, hallo Frau R. – das heißt Lob des Unkrauts und die böse, böse Frau, die es geschrieben hat – und somit alle im Buch befindlichen Pflanzen beleidigt hat – ist Brunhilde Bross-Burkhardt ;-). Naja, verteufelt hat Brunhilde in ihrem Buch ja nichts, im Gegenteil: sie lobt die Unkräuter als nützlich und schön. Und Recht hat sie.
Das Buch erscheint auf den ersten Blick wie ein Kräuterbuch, das man zuhauf findet. Aber wie immer mein Aber, aber, aber: auf wirklich liebevolle Art und Weise werden die Kräuter beschrieben und ihre Vorzüge ins rechte Licht gerückt. Eingeteilt sind die Kapitel nach Vorkommen der Kräuter: Beete und Äcker, Rabatten und Ränder, Wege und Flächen, Zäune und Hölzer. Zudem findet man in der Einleitung ausführlich beschrieben, wie man mit den Unkräutern ins Gleichgewicht kommt und wie nützlich sie überhaupt sind.
Ich habe mir eine Pflanze rausgepickt, weil sie gerade zu prächtig in meinem Garten wuchert – das Luder – and here we go, I proudly present the Wilde Möhre:
Die Wilde Möhre ist einer der zahlreichen Doldenblütler, bei deren Bestimmung man wirklich sehr sorgfältig sein muss, da es einige wirklich giftige Amigos unter ihnen gibt. Beim Bestimmen wirklich ganz genau Blüten, Blätter, Stängel, Früchte und Wurzeln anschauen, im Zweifelsfall einen Kräuterexperten zu Rate ziehen oder stehen lassen.
Die Blätter sehen aus, wie die unserer Kulturkarotte, die Pflanze ist zweijährig und wächst im zweiten Jahr verzweigt und die graugrünen Stängel sind borstenartig behaart. DAS Erkennungsmerkmal der Wilden Möhre ist allerdings die sterile, schwarzrote Blüte in der Mitte der Dolde – bitte trotzdem alle anderen Pflanzenteile anschauen und bestimmen.
Zunächst ist die Dolde flach, aber in der Reifezeit bilden sich in der Mitte nestartige Vertiefungen und unverwechselbar ist auch die gerippte Frucht mit ihren hakigen Stacheln. Zieht man die Wurzel aus der Erde, wird die Verwandtschaft zur Kulturkarotte ersichtlich, allerdings nicht in knackigem Orange, sondern cremefarben und relativ holzig. Essen kann man sie bei guten Kauern sowieso nur im ersten Jahr.
Die Wilde Möhre wächst wild an Weges- und Straßenrändern und auch gerne auf Ödland in Nachbarschaft mit Wegwarte und Flockenblume. Im Garten macht sie sich als Staude sehr gut und ist wirklich sehr interessant in ihren Entwicklungsstadien zu betrachten.
Nützlich ist die Gute natürlich auch, da sie für viele Tiere als Nahrung sehr wertvoll ist und auch für uns Menschen kann sie in Notzeiten als Wildgemüse verwendet werden.
Die Fotos dienen nicht zur Pflanzenbestimmung, auch die Verwendung liegt in der eigenen Verantwortung und ich übernehme dafür keine Haftung.

